Franz Liszt hat mich seit meiner Kindheit fasziniert. Zsolt Harsányi's "Ungarische Rhapsodie", eine romantisierende Biographie des Pianisten, Komponisten und leiden- schaftlichen Liebhabers habe ich in jugendlichen Jahren verschlungen. Wollt ich nicht Pianist werden? Seit damals hatte ich mir das gewünscht, was mir eines Tages auf einer Auktion des Erasmushauses zufiel: eine zeitgenössische Photographie von Franz Liszt.
Claude Debussy soll einmal gesagt haben, man müsse Klaviermusik ausschließlich für Bechstein komponieren. Und tatsächlich findet sich auf Photographien von Pianisten bis in die späten Zwanzigerjahre hinein fast immer ein Bechstein. - "Flügel, Konzertflügel – was für wundervolle Worte habt ihr für dieses Instrument", schwärmte die japanische Pianistin Miyoko Lotto in einer Meisterklasse. Die "Biographie" meines Flügels, eines Bechstein E, habe ich dem "Parnass" einmal erzählt.
Ein Ur-Instrument, mehr als 5000 Jahre alt. Seine Herstellung ist hohe Kunst: Ein Meister schlägt mit einem Stab die glühende Legierung, die dazu immer wieder, oft mehr als hundert mal, von seinen Gehilfen aus dem Feuer gehoben und wieder hinein gelegt wird. Viele Monde lang kühlt der Gong dann aus, um seinen unvergleichlichen Klang zu finden - dessen begleitendes Rauschen wiederum als Feuer wahrgenommen wird. "Nicht mehr für Ohren..." – Rilke hat sich wie sonst wohl kaum jemand bemüht, das Wesen dieses unvergleichlichen Instruments poetisch zu fassen.
Wilhelm Hemecker spielt (Bild anklicken):
Wilhelm Hemecker spielt in der Sendung "Hörerinnen und Hörer machen Musik" auf Ö1 am 26. Dezember 2003 von Frédéric Chopin: Polonaise in A-Dur, op. 40,1